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"Heavy Devy"

Wichtigste Infos:

Name: Devyne "Heavy Devy" E. Grey

Geburtstag: 05.11. 2011 (17 Jahre alt)

Geburtsort: Darwin, Australia

Von Unesco als Esper entdeckt: Sommer 2016

Auf dem Campus seit: September 2020

Esper: Gravitationsmanipulation


 

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Devy wendet während eines Einzeltrainings ihre Kraft an (btw, sie sollte eig. braune Haare haben, aber irgendwie ist das jetzt orange. Egal.)

 

Aufsatz, den Devy in ihrem letzten regulären Schuljahr auf der Campusschule verfasste, übrigens mit einem "A" benotet. Thema: "Me and my Esper-Identity"

Esper zu sein ist schon was ganz Krasses. Ich liebe und es und hasse es. Gleichzeitig. Dermaßen. Wie soll ich das erklären – manche Leute auf dem Campus hab ich schon sagen hören, dass ich vom normalen Leben ja gar keine Ahnung hätte, und mit normal meinen die: ordinary. Okay, da ist was dran. Ich kann mich zum Beispiel kaum daran erinnern, wie es war, bei meinen Eltern in Nordaustralien aufzuwachsen. Gut, bestimmte Dinge weiß ich schon noch, zum Beispiel, dass es dort das ganze Jahr lang warm und grün war, tropisch halt. Ich habe vor allem Bilder im Kopf von unserem Wohnhaus mitten im Dickicht und am Ende einer langen schlechten Straße, die bis zum nächsten Briefkasten führte. Adresse: Irgendwo im Nirgendwo.  In der Hinsicht hat sich in meinem Leben nicht allzu viel geändert.

Wie es war, ein funktionierendes Elternhaus zu haben? Normal, würde ich sagen, obwohl ich mit dieser Hintergrundgeschichte eher sowas wie eine Ausnahme bin, hier im Ausbildungszentrum. „Glorifizierte Klapse“, wie meine Trainerin immer sagt. Die Meinung von meinem Vater würde mich interessieren. Damals hab ich ihn auch nicht allzu oft gesehen, wegen der Rinderfarm, die er führte. Mum war immer zu Hause, aber mit sechs Kindern – die alle zu Hause unterrichtet werden – da kann man sich auch nicht 24/7  mit einem davon abgeben, wie sich das manche vorstellen. So funktioniert es nicht, aber funktioniert hat es. Meine Geschwister waren außer den Eltern so ziemlich alle, die ich kannte, und dann gab es noch ein paar Hilfsarbeiter, die bei uns unter dem Dach wohnten, an die ich mich noch erinnere. Zurückblickend: Es gefiel mir. An dieser Stelle vergebe ich einen Punkt an das Ordinary-Leben.

Nur, dass ich halt nie ordinary war. Meine Eltern wussten das von Tag Eins an, und trotzdem haben sie Jahre gebraucht, um herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Ich weiß das aus den Akten, bzw., daraus, was mir meine Pflegeeltern erzählt haben. Ich war drei Jahre in so einer Familie, in England. War auch nicht schlecht da, nur, dass ich gefühlt jede Woche einen neuen Pflegebruder oder eine Pflegeschwester hatte, und die waren prinzipiell Kotzbrocken. Aubrey war viel zu nett zu ihnen, das war ihr Fehler. Sie sagte: „Die anderen Kinder haben auch Heimweh.“ Und „Manchen fällt es eben schwer, ihre Kräfte im Zaum zu halten. Und mit Gefühlen ist es nicht anders.“ All so ein philosophisches Gelaber, und irgendwie hatte sie ja recht. Mir persönlich fiel es allerdings gar nicht so schwer, pun intended, keine Randale zu machen. Es gab wohl Abende, an denen ich ein wenig geheult habe – dazu muss man sagen, es war ganz am Anfang, als ich nur so sieben war oder so. Das war, als Aubrey mir mehr als einmal davon erzählt hat, wie meine Eltern schon immer wussten, dass ich besonders war. Bevor irgendwer das wieder bezweifeln will, Beweisstück Nummer 1: Mein Name. Devyne. Ja, das ist die volle Form von meinem Spitznamen, auch, wenn man mich hier auf dem Campus als „Devy“ kennt und ich Lacher ernte, wenn ich erwähne, wie ich wirklich heiße. Wenn man bedenkt, dass meine älteren Geschwister mit erstem Vornamen Henry, William, Victoria und George heißen, kann man nicht behaupten, dass meine Eltern grundsätzlich sehr kreative Namensgeber sind. Nicht zufällig haben sie sich beim Stammbaum der englischen Monarchie bedient, denn trotz – oder im Zusammenhang mit – ihrer Auswanderungsgeschichte sind sie echte Patrioten und Royalisten. Das macht sich bei mir im Mittelnamen bemerkbar: Elizabeth, was sonst. Mein eigentlicher Vorname bekommt damit natürlich eine – etwas andere – Bedeutung. Ja damals, 2011, als ich geboren wurde, konnte man wirklich noch glauben, Elizabeth II sei mit ewigem Leben gesegnet – leider nicht wahr, wie man inzwischen gemerkt hat. Ich war, glaube ich, acht damals, als sie starb, und ziemlich verstört, weil ich doch wusste, dass meine Eltern mich nicht ohne Grund der Organisation übergeben hatten: Ich war dazu vorherbestimmt, die englische Heimat und Krone zu beschützen, und die hatte bisher für mich immer ausgesehen wie das Gesicht auf den Banknoten. Das Gesicht kann sich ändern, habe ich bald gelernt. In dem Moment hat mich Aubrey aber damit getröstet, dass ich nicht aufgeben könne, wenn meine Eltern so viel Hoffnung in mich gesetzt hätten. Für sie war ich von Anfang an etwas Besonderes gewesen, und bin es bis heute, auch, wenn wir nicht mehr viel Kontakt haben. Ich bekomme immer Weihnachts- und Geburtstagskarten und schicke welche zurück, wodurch ich zum Beispiel von meinen drei jüngeren Geschwistern weiß – Edward, Jane und James – aber auch wirklich nicht viel mehr. Im Vergleich mit den anderen Leuten aus dem Camp ist das unglaublich viel. Man kann also schon sagen, dass ich, obwohl ich meine Esperkräfte schon praktisch seit meiner Geburt hatte und sie früh erkannt wurden, vom normalen Leben einiges verstehe. Ich glaube sogar, ich bin eine der normalsten überhaupt hier.

Was meine Esperfähigkeit ist – das lässt sich besser zeigen als erklären, aber lass es mich versuchen. Es hat alles mit Gravitation und der Manipulation von Gravitationsfeldern zu tun. Das heißt schon mal, dass ich im Grunde nichts schwerer oder leichter machen kann, im Sinne von Masse hoch- und runterschrauben; das denken viele, dass es so funktioniert. Tatsächlich kann ich die natürliche Gravitation zwischen zwei Körpern so verändern, dass sie verstärkt scheint. Am leichtesten fällt es mir, mich selbst „schwer zu machen“, was meine Eltern schon in meinen frühen Jahren in den Wahnsinn getrieben haben soll. Daher auch inzwischen mein Spitzname, Heavy Devy. Es ist tatsächlich meine zweitbeste Fähigkeit nach „bewusst dumme Wortwitze produzieren“. Etwas „schwerer“ ist es für mich, die Anziehungskräfte zwischen der Erde und einem weiteren Körper zu verstärken, einem dritten Körper, wie meine Akte besagt. Wenn ich ihn nicht berühre, kostet es sehr viel Konzentration, aber ich arbeite auch schon seit Jahren daran – angefangen mit heliumgefüllten Luftballons, die ich am Aufsteigen hindern sollte, über Pressübungen bis hin zu kleinsten Gegenständen, die ich in exaktere Fallgeschwindigkeiten bringen soll. Bitte testet mich nicht auf das Letztere, ich leide unter heftigem Vorführerffekt.

Ich bin jetzt auch nicht direkt Jedi. Sachen an mich ranzuziehen verlangt mir einiges ab, weil ich dabei eine Menge von Gravitationsenergie von der Erde abzwacken und zweckentfremden muss. Zwei Körper, von denen keiner entweder unser Planet oder ich selbst bin, gravitatorisch aufeinander zu zu bewegen, das ist noch ein ganz anderes Kaliber. Bei solchen Sachen wird es ja auch umso schwieriger, desto schwerer die dazugehörigen Objekte sind. Ich hab jetzt auch die ganze Zeit von „schwerer“ gesprochen, wie vielleicht aufgefallen ist, und das hat einen guten Grund: Es ist um einiges leichter, Gravitationsfelder zu konzentrieren, als sie von einem Punkt abzulenken oder umzudrehen oder wie man sich das vorstellen muss. Wenn es anders wäre, glaubt nicht, dass ich irgendwohin zu Fuß laufen würde. So oder so: Meine Esper ist ein „gravierender“ Pluspunkt fürs Esper-Dasein. Also, was ist besser, Esper zu sein oder keine Esper zu sein? Man kann es umformulieren: Verrückt oder normal. Wenn ich mich so auf dem Campus umsehe, bin ich nicht gerade stolz, zu dieser Truppe zu gehören, die zum größten Teil rekordverdächtig unsympathisch ist. Definitiv psycho, obwohl die meisten meine Gedanken und Gefühle nur in Richtung Abscheu manipulieren können.

Andererseits: Wer wäre ich überhaupt, wenn nicht das Mädel mit den Gravitationskräften, Heavy Devy? Wer wäre Devyne Elizabeth Grey? Ein 15-Jähriges Cow-Girl aus Australien, das diesen Kontinent vielleicht nie verlassen hätte. Wer weiß. Wer weiß auch, ob ich nicht doch einmal die Möglichkeit bekomme, den König und sein Land zu beschützen, wie meine Eltern es für mich vorausgesehen haben. Das wäre definitiv Stoff für eine Postkarte oder zwei. Nein, ernsthaft, wer verschickt heute noch Postkarten? Wahre Patrioten – und Leute, die etwas Besonderes wertschätzen zu können. Denn so kann man es auch umbenennen: Ist es besser, normal zu sein oder etwas Besonderes? Wie gesagt, ich liebe und ich hasse es, Esper zu sein. Aber so sehr ich mir manchmal wünschte, nicht zu diesem Club der Wahnsinnigen gehören zu müssen, es ist doch irgendwie mein Schicksal, meine Bestimmung, und das, was mich zu mir macht. Letzendlich muss ich also sagen: „Beschweren“ kann ich mich nicht.


 

Musikalisches:

Bisherige Inspirationsquellen (aber nicht Charakterthemes!):

Rainbow Gravity, Periphery

Falling back to Earth, Haken

Die Existenz von Devin Townsend

 

Vermutlich Charaktertheme: gekürzte Version von Atlas Stone, Haken