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Roter Schnee auf Okushiritō

Prolog

Es ist das Jahr 1966. Der deutsche Groß-Industrielle Ferdinand von Gerenspitz hat euch zur Feier seines 60. Geburtstag auf seinem Zweitwohnsitz auf der Insel Okushiri im fernen Japan eingeladen. Die Anreise war zum späten November beschwerlich, doch hoffentlich nicht umsonst reihen sich gute Bekannte, etliche mögliche Erben und Geschäftsfreunde in die Gästeliste ein. Aufgrund der weiten Anreise haben es am Vorabend zur Feier noch nicht alle Gäste zum Anwesen des Gastgebers geschafft. Die Fähre zum Festland hat jedoch schon die ersten Geladenen auf der Insel abgesetzt. Mit Ausnahme der wenigen Einwohner, ist man hier angenehm abgeschottet. Das Schiff ist früh am Morgen von Esashi aufgebrochen und nach gut 4 Stunden Fahrt im Hafen von Okushiri angekommen. Der Wind aus Richtung der See ist fröstelnd kalt. Die Aussicht auf eine heiße Quelle und ein zum Anwesen dazugehöriges Weingut lässt etwas Wärme durch die bibbernden Körper ziehen. Nach einer Autofahrt zur Westseite der Insel begibt sich einer nach dem anderen durch das Haupttor über den Innenhof in das Haupthaus des Anwesens. Hier und da werden Herzlichkeiten ausgetauscht. Lediglich der Gastgeber wird noch vermisst. Zwei Bedienstete nehmen die Koffer und Reisetaschen entgegen. Ein junger Bursche und eine junge Frau Mitte 20. Beide japanisch anmutend. Sie lassen über einen schriftlich verfassten Brief im Namen eures allseits bekannten Ferdinand von Gerenspitz ausrichten, dass die Herrschaften es sich gemütlich machen sollen. Keiner der beiden scheint ein Wort Deutsch oder Englisch zu verstehen und verrichten ihre Arbeit wortlos ohne Aufforderung.

„Liebe Freunde, liebe Familie,
einen weiten Weg habt ihr auf euch genommen, um mit mir diesen meinen nun 60. Geburtstag zu feiern. Ich bin, weiß Gott, nicht abergläubisch, doch so wie es schon meinen Vater und wiederum seinen Vater ereilt hat, wollte ich den Tod nicht in den Vier Wänden meiner Vorfahren abwarten. Deshalb, so viel vorweg, habe ich zur morgigen Feier ein paar Worte zu meinem weiteren Verbleib an euch zu richten. Genießt den Wein, die Vielfalt an Köstlichkeiten, die euch die Küche zu eurer Ankunft serviert und das heiße Bad in den Quellen. Dies sind meine liebsten Vergnügen in meinen späten Jahren. Ich bin leider aufgrund von letzten Arbeiten verhindert euch zu empfangen und werde erst zum Abendschmaus euer aller Gesichter sehen können.
gez. Ferdinand von Gerenspitz“

Der Brief ist geschnörkelt geschrieben. Die Unterschrift nur schwer erkennbar. Dieser Brief gibt euch doch noch etwas zu Denken, während ihr euch in eure Zimmer zurückziehen könnt und dort eine warme Mahlzeit erhaltet. Ist euer Gastgeber doch in der Regel als unnachgiebiger Geschäftsmann nicht so positiv auf die Nebensächlichkeiten des Lebens gestellt, wie es dieser Brief anmuten möchte. Dass Ferdinand von Gerenspitz zu groß angelegten Feiern einlädt ist auch eine Seltenheit, ist er doch äußerst zurückhaltend bei privaten Ausgaben. Dann ist da noch dieser Ort, der für die meisten von euch recht fremd erscheint und nicht ganz in das Weltbild eures Gastgebers passen möchte. Erst seit wenigen Jahren hatte seine Firma engere Geschäftsverhältnisse zum asiatischen Markt aufgebaut, der von Jahr zu Jahr einen stärkeren Boom erhält. Nichts desto trotz seht ihr positiv gestimmt dem Event entgegen, denn nicht ohne Grund seid ihr hier her gekommen.

 

Anwesen

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Anwesen - BauskizzeEG

 

Anwesen - OG

 

Anwesen - OG (geheimes Turmzimmer)