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Cornelia van Rooven

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Aus weiten Landen entflogen

Cornelia entspringt der Rittersfamilie der van Rooven. Diese wiederum entstammt dem kleinen Reich Landor, das in Folge eines Putsches ihren ehemaligen Herrscher verlor. Die ehemals treuen Familien wurden dabei entmachtet. Darunter auch der Großherzog, unter dem sie als zweite Ritterfamilie gedient hatten. Die Ländereien der van Rooven wurden ihnen zum Großteil genommen. Zuletzt wohnten sie in ihrem zweiten Anwesen, in dem vorher ihre Bediensteten hausten und welches seine besten Jahre bereits hinter sich hatte. Die beiden Eltern mussten sich als Ritter von ganz unten erneut beweisen, taten sich aber wie sie selbst schwer unter dem neuen Herzog. Ihr Bruder hatte dagegen weniger Skrupel, sich unter dem neuem Herrscher einen Namen zu machen, weshalb die beiden öfter aneinander geraten waren. Ihre Eltern hatten dabei stets versucht Cornelia zu beschwichtigen. In jedem Duell, zu dem sie ihren Bruder Thaddeus herausforderte, scheiterte sie kläglich. Dabei schaffte sie es nicht auch nur einen guten Treffer zu landen. Bei ihrem letzten Duell, landete sie mit dem Gesicht voraus in einem Schweinetrog. Auch ihre Mutter und Vater sahen zu, wie sie ihr stoisch dreinblickendes Antlitz aus dem schleimigen Trog herauszog. Bevor sie ihnen in die Augen schauen konnte, wandten diese sich ab und gingen ohne ein Wort zu sagen. Das einzige, was ihr noch wie ein Echo durch den Kopf schallte, war der Spott und Hohn der Herumstehenden. In ihrer Ehre gekränkt packte sie ihre Sachen, ohne Ziel und ohne Wiederkehr. Mit ihrem treuen Ross trat sie ihre Reise an. Sie schaute sich kein einzige Mal um, bis sie an der Landesgrenze ankam. So weit von zuhause fühlte sie erst jetzt wie sie ihrer Heimat den Rücken gekehrt hatte. Sie zögerte, bevor sie den letzten Schritt wagte. Zu stark war sie in ihrem Ehrgefühl verletzt jetzt noch umzudrehen. Sie wagte es.

 

Von der Drachenfliege und der Narzisse

Tage vergingen an denen sie die Straße nur entlang ritt. Die Sonne wechselte dem Regen, die frischen Wiesen von Landor lagen längst hinter ihr und ihr Weg führte sie durch große dunkle Wälder. Ihr Proviant ging zur Neige, als sie auf Reisende traf, denen Banditen gerade das Leben schwer machten. In ihrer Rechtschaffenheit verhalf sie der jungen Frau und dem Jungen zur Flucht. Sie streckte mit ihrer Gleve im vollem Galoppe zwei der Banditen nieder, als sie aus dem Unterholz Hilfeschreie vernahm. Sie zog die Zügel ihres Pferds herum und führte es im Galopp die Bresche hinunter, als sich plötzlich eine Schlinge um das Pferd legte, es sich aufbäumte und Cornelia den Hang hinunter stürzte. Über Kopf durch Gestrüpp und Dornen hindurch. Knöchrige Äste bohrten sich splitternd in ihre schimmernde Plattenrüstung hinein. Schließlich schleuderte ihr Kopf gegen etwas hartes und es drehte sich alles um sie herum. Ihr Unterleib halb im Morast. „Seht ihr die Ritterin?“, vernomm sie weit entfernt eine rufende Stimme. „Sie ist irgendwo unten im Moor. Für die hat sicher das letzte Stündchen geschlagen, das kann sie nicht überlebt haben. Sucht ihre Sachen.“ Cornelia versuchte die Stimmen zuzuordnen, doch schaffte sie nur mit Mühe überhaupt einen klaren Kopf zu behalten und ihr Bewusstsein nicht endgültig zu verlieren. „Ich hab sie hier, sie hat uns auch ihr weißes Ross überlassen. Kommt hauen wir ab.“ Die Stimmen entfernten sich, während ihr Körper langsam vom schlammigen Untergrund einverleibt wurde. Sie zog sich hoch, doch die Rüstung war zu schwer. Die Luft wich mit einem letzten Röcheln aus ihr heraus. Die Dünste des Sumpfes zogen durch sie hindurch. „Habe ich es wirklich verdient, auf diese Weise dahingerafft zu werden…?“ Vor ihren Augen wurde es düster schwarz. Ihr Kopf senkte sich, als sich vor ihr in der Mitte des Tümpels eine lichterne Gestalt aus dem Dickicht löste und sich ohne Anstrengung hindurch zu ihr bewegte. „Auf falschen Pfaden und doch hat dich dein Weg zu mir geführt.“ Irritiert schaute sie in die Richtung, aus der das Licht kam. Es war eine groß gewachsene Person, nicht unähnlich der eines Elfen, nur konnte sie sein Gesicht nicht so recht erkennen. Es schien immerzu, dass ihre Augen nicht den richtigen Fokus annehmen wollten. Der grünliche Stoff seines wallenden Kleides mit einer Art Kapuze hing ihm flauend über das Gesicht. Der Sommergrün schimmernde Mantel des fremden Reisenden bauschte sich auf, doch kein Wind war zu spüren. „Von immergrünen Zweigen wird sich dein Weg hinab bewegen, doch zuvor lasse mich dir zu neuen Lüften verhelfen.“ Er beugte sich zu ihr und reichte ihr die Hand herunter. Sie spürte seine Hand an ihren Rippen, die dem Druck des Morasts langsam nachgaben. Wie durch einen Zauber löste sich die Plattenpanzerung und das Metall zerbarst. Frische Luft durchflutete ihre Lungen und mit letzter Kraft zog sie sich unter seiner leitenden Hand zum Rand. Dort schleppte sie sich erschöpft auf festen Boden. An diesem Tage schwor Cornelia ihrem Erretter einen Schwur, auf dass sie von nun bis dass der Wind auf immer still stehen möge den Weg des Ritters der Blume schreiten möge.